Wissen
Yoga gegen Stress
Was ist Stress?
Das autonome Nervensystem reguliert die Aktivitäten der Körperorgane. Unter Bedingungen, die als stressreich bewertet werden, wird die Atmung schneller und stärker, der Herzschlag wird beschleunigt, die Blutgefäße verengen sich, und der Blutdruck steigt. Es werden viele Körperfunktionen auf diesen Zustand eingestellt
Die Hypophyse reagiert auf Signale aus dem Hypothalamus indem sie Schilddrüsenhormone ausschüttet, die wesentlich für die Stressreaktion verantwortlich sind. Diese mobilisieren weitere Organe zum Ausschütten von Hormonen, die für die Anpassung des Körpers auf die Situation verantwortlich sind.
Inzwischen weiß man, dass Stress zu mehr als der Hälfte aller Krankheiten beiträgt.
Was löst Stress aus?
Jeder Mensch kommt in Stresssituationen. Das ist in unserem Alltag; im Verkehr, mit der Familie oder bei der Arbeit nicht wegzudenken. Diese Reaktionen des Körpers sind in der Regel sinnvoll und von kurzer Dauer. Es bringt unseren Körper für eine absehbare Zeit auf „Hochtouren“ und lässt dann wieder nach, so dass sich Körper, Geist und Seele wieder entspannen können. Bewegung hilft uns dabei wieder in ein Gleichgewicht zu kommen.
Was bringt uns aber in einen Zustand der den Körper längere Zeit oder dauerhaft in Alarmbereitschaft setzt? Natürlich sind es grundlegende Veränderungen in unserem Leben, die uns in eine Art Dauerstress versetzten können: Ein Umzug in einer andere Stadt; der Tod eines geliebten Menschen, oder eine schwere Erkrankung stellt den Menschen vor eine große Herausforderung. Auch schwierige Situationen wie ein Streit bei der Arbeit, ständige Konkurrenz mit Arbeitskollegen, oder eine herausfordernde Aufgabe kann ein andauernder Stressor sein. Es gibt viele Auslöser und Möglichkeiten, die uns überfordern können.
Wie kommt man also aus einem Kreislauf der Überforderung wieder heraus? Oder wie kann man es vermeiden in so einen Dauerzustand zu kommen, der krank machen kann?
Es ist die persönliche Bewertung einer Situation, auf die es ankommt, nicht deren objektive Realität, denn Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf die gleichen Situationen.
Dauerstress kann viele Folgen haben: zum Beispiel Anspannung, Ängste, Unruhe, Konzentrationsprobleme, Kopfschmerzen, erhöhten Blutdruck und Puls, flache Atmung, schlechten Schlaf, unregelmäßiges Essen, Drogenkonsum, Aggressivität oder Erschöpfung bis hin zur Depression sind Symptome. Stress ist die Wurzel der meisten körperlichen, psychischen und mentalen Beschwerden und führt zu einer Zerstreutheit im Geist (citta).
Wie wirkt Yoga?
Da wir heutzutage eher psychischem Stress ausgesetzt sind, dem keine Bewegung (Flucht) folgt um alle in Bereitschaft gesetzte Funktionen und Hormone zu nutzen, ist die Aktivität der Asanas (Körperübungen im Yoga) eine sehr gute Möglichkeit, über Bewegung Stress abzubauen. Verspannte Muskeln können durch Anspannung und bewusste Entspannung wieder eine normale Ruhespannung erreichen. Es tritt eine allgemeine Entspannung ein.
Einseitige Körperhaltungen, die zu Verspannungen oder Einschränkung von Atmung oder Organtätigkeit führen, werden beseitigt. Eine regelmäßige Praxis führt auch dazu, sich mit der Atmung auseinander zusetzten. Da Stress zu einer flachen Atmung und einer erhöhten Tätigkeit des Herz- Kreislaufsystem führt, ist Pranayama (Atemübungen im Yoga) die ideale Übung, diesen körperlichen Reaktionen entgegen zu wirken. Die langfristige Wirkung von Pranayama ist eine Zunahme der Lungen- Vitalkapazität; also eine vertiefte Atmung zur besseren Sauerstoffaufnahme; eine Senkung von Puls, Herzfrequenz und Blutdruck und somit die Reduzierung von Stress, Unruhe und Angst. Dies führt zu einer erhöhten Entspannungsfähigkeit. Es entsteht eine emotionale Stabilität und damit eine bessere Selbstwahrnehmung. Eine gute Selbstwahrnehmung führt dazu, dass wir Alarmsignale unseres Körpers besser einschätzen lernen und schneller merken, wann wir uns in einer krankmachenden Stellung oder Situation befinden. Wir registrieren welche Einflüsse von unserer Umwelt, unseren Mitmenschen oder unserer Einstellung uns nicht gut tut und haben die Möglichkeit, dies zu ändern. Dies wiederum wirkt präventiv gegen andauernden Stress.
Die persönliche Bewertung einer Situation zu einem bestimmten Stresspegel
Eine Überforderung entsteht dann, wenn wir einen ungünstigen Umgang mit Anforderungen pflegen, oder ein falsches Verständnis von Leistung und Anforderung haben. Ein bestimmtes Weltbild (Leistungsfähigkeit, Reichtum, Schönheit, Gesundheit) kann den Menschen auch permanent unter Druck setzten. Vertieft man sich in die Philosophie des Yoga wird einem zwangsläufig bewusst, wie sehr unsere materielle Welt und unsere Bindung an diese materielle Welt Leid schaffen kann. Wie ein Hamster im Hamsterrad drehen wir uns um uns selbst. Wir kommen nicht zur Ruhe und beschäftigen uns mit dem was sich bewegt, anstatt anzuhalten und die Situation in Ruhe zu betrachten. Der Yoga ist ein Loslösen von dieser Bindung, durch Erkenntnis. Wir erkennen wie wertvoll wir unabhängig von allem weltlichen Werten sind.
Im Yoga bietet uns der achtgliedrige Pfad ein Konzept, das uns in allen Bereichen Strategien aufzeigt, ein zufriedenes Leben zu führen. Mit den yamas und niyamas werden Verhaltensweisen beschrieben, die ein friedliches und somit glückliches Leben ermöglichen. Es wird ein gewaltfreier, wohlwollender und positiver Umgang mit mir und der Welt aufgezeigt. Unterstützend finden wir in den Schriften Erklärungen, welche Eigenschaften negativ beeinflussen und Leid schaffen. Um diese beschriebenen Verhaltensweisen umzusetzen und auch um von den leidmachenden Eigenschaften loszukommen, bietet uns Yoga verschiedene Möglichkeiten. Allein das Wissen um das, was richtig und gut für uns ist, nutzt nichts. Wir müssen es auch emotional spüren und verstehen können. Dazu ist es erforderlich nach yogischem Verständnis in einen Zustand der Ruhe kommen. Erst wenn es uns gelingt uns von all der Unruhe, Lärm und Getriebenheit in der Welt zu distanzieren, können wir das Wesentliche erkennen und uns von stresserzeugenden Gewohnheiten verabschieden.