Bedeutung
Hatha-Yoga heute
„Tu deinem Körper Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin hat zu wohnen.“
– Teresa von Avila, Heilige
Krankenkassen, Betriebe und Bildungseinrichtungen entdecken Yoga als ganzheitliche Gesundheitsprävention, besserem Stress-Managements und einer Werteentwicklung. Auch in sozialen, psychologischen und medizinischen Berufen wird das therapeutische Potenzial des Yoga zunehmend genutzt.
Der Hatha Yoga gehört zu den jüngsten Entwicklungen der indischen Yoga-Traditionen. Er entstand zu Beginn des zweiten Jahrtausends nach Christus innerhalb des shivaitischen Tantrismus. Es ist ein mit dem Körper und den Energien des Körpers arbeitender Übungsweg. Seine große Popularität in den folgenden Jahrhunderten bis heute, erlangte er vor allem durch seine den Körper bejahenden und ihn in den Prozess der Erleuchtung mit einbeziehende Grundhaltung.
Für den modernen Menschen steht der „physische“ Körper im Fokus. Ihn gilt es zu optimieren, zu vermarkten oder zu verschönern. Dieser Körper darf nicht krank sein, alt oder schwach werden. Heute zählt Gesundheit und Vitalität mehr denn je, und immer mehr Menschen sind bereit dafür viel Geld auszugeben oder hart daran zu arbeiten. Im Umkehrschluss geht ein Großteil der Menschheit nicht gut mit ihrem Körper um. Sie muten ihm zu viel zu und achten wenig auf ihre Befindlichkeit, auf ihre Belastungsgrenzen. Werden sie krank, fragen sie nicht nach den Ursachen, sondern bekämpfen die Symptome mit Medikamenten um schnell wieder einsatzfähig zu werden.
Wir Menschen in der westlichen Welt sollten eigentlich wissen, dass gesunde Ernährung, genügend Schlaf und Bewegung wichtig sind. Wir sind jedoch oft zu träge oder nehmen uns nicht die Zeit, um uns Gutes zu tun. Im Fokus stehen häufig Äußerlichkeiten. Der Mensch lebt heute mit einer eher eingeschränkten und oberflächlichen Sichtweise, was das Leben und seinen Körper angeht.
Der Hatha Yoga trifft einen Teil des Zeitgeistes
Es sind die Bemühungen um einen perfekten und funktionierenden Körper. Der Körper wird für das Ewige gehalten, der Mensch vergisst oder verdrängt, dass er vergänglich ist. Die Vertiefung oder Fortführung des Hatha Yoga geht über diese äußere Hülle hinaus. Der Körper wird benötigt, aber er ist nicht das Ziel all unserer Bemühungen. Der Körper wird nach den Yoga-Schriften als „Werkzeug für die Erleuchtung beschrieben“.
Der Hatha Yoga ist ein Weg und ein Angebot. Es bleibt jedem offen, an welcher Stelle des Weges er stehen bleibt, oder ob er weiter gehen möchte. Die Frage, die sich jeder selbst stellen muss lautet: Was ist mir wichtig und was bin ich bereit dafür zu tun?
Dieses ständige Bemühen darf nicht in Aktionismus ausarten, denn Selbstkasteiung und blinder Aktionismus bringen einen auf dem Weg nicht wirklich weiter. Die Erfahrung kommt aus einer tiefen Überzeugung und Weisheit heraus.
Yoga meint keinesfalls Bewahrung der Tradition um der Tradition willen, sondern kreativen Wandel aus einer inneren Lebendigkeit heraus. Soll Yoga auch in Zukunft lebendig bleiben, so müssen für den modernen Menschen adäquate Übungsformen, Lehrmethoden und auch Lehrer gefunden werden.
Der tiefere Sinn dieser Übungen ist auf allen Ebenen angesiedelt. Das Ziel ist das sich selbst spüren und selbst erforschen, was steckt hinter diesem Körper und seinen Empfindungen.